Nachrichten von von Pfr. Seiffert aus Kujbyschew

Pfr. Dietmar Seiffert, Kujbyschew, Rußland

  Liebe Freunde in Burgrieden,
Ich bedanke mich fuer Euer Interesse an meiner Arbeit. Ich bin in Westsibirien, im Kleinstaedtchen Kujbyschew als Pfarrer taetig. Kujbyschew hat 56 tausend Einwohner, doch die Zahl taeuscht, denn es ist eher wie ein grosses Dorf. Auf dem Rathausplatz grasen schon mal die Kuehe. Man kann es nicht mit Deutschland vergleichen. Es liegt genau zwischen den beiden Grosstaedten Omsk und Novosibirsk.

Ich arbeite hier als einziger Pfarrer, der naechste ist 350 km weit entfernt. Wie Sie vielleicht wissen, bin ich gebuertig aus Baustetten, also ein waschechter Schwob! Wie kommt man denn da in so ein entlegenes Nest? Ja, Gottes Wege sind sonderbar. Ich habe 10 Jahre als Programmierer in Muenchen gearbeitet, und in der Zeit gespuehrt, dass mich dieses Leben innerlich nicht ausfuellt. Ich wollte einfach noch etwas Anderes tun, nicht nur fuer mich selber leben. Da lernte ich meinen jetztigen Bischof kennen, es entwickelte sich eine naehere Bekanntschaft, Besuche, 1 Jahr Arbeit in Russland, was schliesslich mit meiner Priesterweihe und Uebernahme der Pfarrstelle in Kujbyschew endete. Und so bin ich jetzt schon das 4. Jahr hier taetig und verstehe die Situation hier langsam auch besser. Es sind in der Pfarrei aber noch 2 Schwestern aus der Slowakei taetig (Congregatia Jesu=fruehere "Englische Fraeulein"). Wir bilden eine Arbeits- und Gebetsgemeinschaft. Taeglich beten wir zusammen ca. 1 Stunde. Das ist das Fundament unserer Arbeit und unseres Wirkens. Nur so kann man auch den enorm hohen psychischen Druck ertragen, der auf einem lastet. Die seelische und geistige Not ist gross, das muss man erst alles verdauen und vielfach ist man hilflos ausgeliefert, da die Menschen es selber so wollen oder nicht anders koennen. Die Mord- und Selbstmordrate ist hoch, regelmaessig wird man von Horrornachrichten geschockt. Auch die weit verbreitete Trinksucht wirft ihre Schatten auf dieses Volk und erstickt so manchen Neuaufbruch. 

Wir beschaeftigen uns hier mit verschiedenen Aufgaben. Zum einen die Seelsorge, d.h. eine kleine zentrale Gemeinde in Kujbyschew mit ca. 200 Glaeubigen. Taeglich ist Gottesdienst, ausser Mittwochs, da besuchen wir die Aussenstationen. Am Dienstag machen die Schwestern ein Bibeltreffen fuer Frauen, man kann es auch Gespraechskreis nennen. Ein grosses Unikum fuer Russland, da die Leute sich nur zum Trinken und Feiern treffen, aber nicht zum Austausch oder Gespraech. Die Angst, sich zu oeffnen, sitzt tief. Ebenso am Dienstag ist Jugendtreffen. Mit den Jugendlichen versuchen wir Geistliches und Soziales zu verbinden. So besuchen wir regelmaessig die hiesigen Internate, Kinder- und Altenheime.

Am Donnerstag ist vor der Messe Krankensegnung: ich hielt das fuer notwendig, weil die medizinische Versorgung schlecht ist, besonders fuer alte Menschen. Da wird praktisch nichts mehr getan. Die Leute
wenden sich an die sog. "Babuschki" (=Grossmuetter), die mit magischen Praktiken Erleichterung bringen, jedoch nicht ohne Nebenwirkung. Samstags leiten die Schwestern das Kindertreffen. Die Werktagsgottesdienste sind wenig besucht (5-10 Leute), am Sonntag ca. 20-30. Erfeulich ist die gute Beichtpraxis.

Unsere soziale Taetigkeit bezieht sich zum einen auf die hier ansaesigen Heime und Internate (Kinderheim, Waisenhaus, Altenheim...). Zum einen besuchen wir sie regelmaessig, zum anderen unterstuetzen wir sie mit Hilfsguetern aus Deutschland (Kleider, Spielsachen, Nahrungsmittel), teils auch finanziell. Zum anderen machen wir sehr viele Hausbesuche, was in Russland unumgaenglich ist. Die Leute sind es nicht gewohnt, in die Kirche zu kommen, man muss zu ihnen gehen. Ausser unserer Kerngemeinde haben wir noch 13 Filialen, manche davon sind sehr nahe gelegen (4km), andere 240 km. Woechentlich 2 mal besuchen wir die Filialen, sodass wir moeglichst alle regelmaessig besuchen koennen. Es handelt sich dabei meist um kleine Gemeinschaften von 5-10 Leute, manche sind auch groesser (bis zu 20). Wir fuehren diese Leute zum Glauben und zur Kirche hin und unterstuetzen sie auch
materiell etwas. Plaene fuer das komende Jahr: vor allem die Weiterfuehrung der geistigen Aufbauarbeit, damit der Glaube in den Herzen erwacht und die Menschen Christus kennenlernen. Organisatorische Plaene, die diesem Ziel dienen sollen:

1. wir planen den Bau eines kleinen Pfarrzentrums, denn wir koennen die Gemeinde praktisch
nirgends versammeln. Es gibt nur ein kleines altes Pfarrhaus, in dem ich wohne. Es dient als Versammlungsraum, Buero, Sozialstation. Es kann darin leider kein ordentliches Gemeindeleben gefuehrt werden.

2. wir moechten das Kinderheim in Barabinsk beim Bau einer neuen Wasserleitung fuer das Ferienlager unterstuetzen (siehe Weihnachtsrundbrief)

3. Unterstuetzung des Taubstummenheims bei der Ausstattung mit modernen Hoerhilfen.

4. Renovierung des alten Pfarrhauses. Es soll nach dem Neubau zur Sozialstation umfunktioniert werden.
Die Arbeit in Russland erfordert viel Geduld, schnelle, grosse Erfolge darf man nicht erwarten. Vielleicht duerfen wir das Fundament legen, auf dem andere dann erfolgreich weiterbauen koennen. Es liegt in Gottes Haenden!

Beten Sie bitte auch fuer unsere Gemeinde!
Ich wuensche Gottes Segen und sende herzliche Gruesse
Ihr Pfr. Dietmar Seiffert

Pfr. Dietmar Seiffert
ul.Kujbyschewa 6-1, Nowosibirskaja obl.
632387 Kujbyschew, Rußland

Tel.: 007-38362-51621

eMail: seiffert@rambler.ru


Spendenkonto

KiSt Reisbach-Sibirienhilfe D.Seiffert
Liga Regensburg
BLZ: 75090300
Kto: 401149334  

Bilder von Pfr. Seiffert in Kujbyschew, Russland