Herr Alfons Kohler, Bühl

Die „dienstältesten“ Kirchengemeinderäte in unserer Seelsorgeeinheit sind – nach

Herrn Alfons Kohler aus Bühl – Frau Tony Bailer und Herr Josef Scherer aus Stetten.

Sie gehören dem Kirchengemeinderat schon seit 1990 an, also seit 29 Jahren!
Grund genug, sie nach ihren Beweggründen für ihre langjährige Mitarbeit und ihre Gedanken zu diesem Ehrenamt zu befragen:

Alfons Kohler, aus Bühl

Es war Spätsommer 1986. Mein Nachbar und mein Vater waren noch im Kirchengemeinderat, wollten aber beide altershalber nicht mehr kandidieren.
Also suchten sie im Ort nach neuen Kandidaten und kamen auch auf mich zu. „Das wäre doch was für dich“, sagte mein Vater. Immerhin sei ich mit fast 31 Jahren alt genug, um mich aufstellen zu lassen. 
Die Idee brauchte nicht lange reifen. Ich komme aus einem katholischen Elternhaus, der Glaube war seit frühester Kindheit ein wichtiger Teil meines Lebens. Unserem Kirchenpatron, dem heiligen Wendelin, war meine Familie als Bauern immer besonders verbunden. Und ohne die Kirchengemeinde hätte es in unserem Dorf viele Dinge nicht gegeben, die mein Leben sehr bereichert haben. Wie viele Jungs im Ort war auch ich Ministrant (Mädchen durften vor 50 Jahren noch nicht ministrieren), und später war ich auch in der KLJB.
Die Gemeinschaft, die die Kirche bietet, haben wir als Kinder und Jugendliche sehr genossen. 
Die bunten Prozessionen an Christi Himmelfahrt und Fronleichnam (wir bauten jahrzehntelang auf unserem Hof den Lukas-Altar auf) und das gemütliche Zusammensein nach der Maiandacht waren und sind immer schöne Momente in meinem Jahreslauf. 
Also entschloss ich mich, der Kandidatur zuzusagen. Im November 1986 fand die Wahl statt und ich wurde Mitglied des Gremiums. Der Kirchengemeinderat mit all seinen Funktionen und Rechten war zu dieser Zeit in Bühl schon fest etabliert, obwohl er offiziell erst 1975 Pflicht in allen deutschen Katholischen Kirchengemeinden wurde.
Das Gefühl, mich dieser neueren Tradition anzuschließen, um mitreden und entscheiden zu können, gefiel mir sehr gut. Ich hatte den Eindruck, das Gemeindeleben, das bei uns sehr stark mit der Kirchengemeinde zusammenhängt, wirklich mitgestalten zu können.
In der dritten Wahlperiode, im April 1996, kam das erst Mal das Amt des Zweiten Vorsitzenden dazu. Das war für mich nicht ganz leicht, weil ich von Natur aus eigentlich keine Führungsperson bin. Vor allem vor den öffentlichen Auftritten hatte ich Respekt. Doch unser damaliger Pfarrer redete mir gut zu und überzeugte mich schließlich, das Amt zu übernehmen.

Nach einiger Zeit haben mir die neuen Aufgaben sehr gefallen und ich bin als Mensch an der Verantwortung gewachsen. Seither habe ich das Amt in jeder Wahlperiode wieder übernommen. Insgesamt wurden es sieben Amtsperioden, in einem Zeitraum von über 33 Jahren, davon 24 Jahre als Zweiter Vorsitzender.
In dieser Zeit haben wir in der Kirchengemeinde Bühl viel geschafft, etwa die Neugestaltung und Erweiterung des  Friedhofs 1997 und die Renovierung der Pfarrkirche 2005.
Als Kirchengemeinderat waren wir aber auch immer wieder gefordert, wenn es Veränderungen und Krisen im Glauben, in der Kirche oder in unserer Diözese gegeben hat. Ich denke hier mit Schmerzen an die Missbrauchsskandale der vergangenen Jahre und mit Hoffnung an den Erneuerungsprozess „Kirche am Ort“.
Jetzt, wo es aufs Rentenalter zugeht, höre ich auf und möchte andere, und vor allem jüngere Kräfte schalten und walten sehen.
In ihren Händen und in ihrem Leben liegt die Zukunft. Natürlich muss es passen, es muss einem liegen und man muss etwas Zeit investieren. Aber die Chance, mitzuentscheiden und mit gestalten zu können, sollte man gerade als junger Erwachsener nicht verpassen. Die Möglichkeiten sind heute vielfältiger als zu der Zeit, in der ich angefangen haben.
Man kann etwa mit beratender Stimme dabei sein, ohne administrative Aufgaben zu übernehmen.

Alles in allem hat die Arbeit im KGR mich in den vergangenen 33 Jahren immer bereichert und zu meinem erfüllten Leben beigetragen. Ich habe es nie bereut, Mitglied dieses  Gremiums zu sein. Unsere Kirche steht, gerade in der heutigen Zeit, vor großen Herausforderungen und tiefen Veränderungen. Nicht immer sind wir einverstanden mit den
Entscheidungen, die für die Weltkirche getroffen werden oder mit der Art und Weise, wie die deutsche Kirche mit Krisen umgeht.
Umso mehr braucht es engagierte und glaubwürdige Menschen vor Ort, die das Glaubensleben und die Gemeinschaft in der eigenen Kirchengemeinde bewahren und voranbringen.
Nach 33 Jahren kann ich nur jeden ermutigen, es einmal mit einer Kandidatur zu versuchen. Vor allem die junge Generation könnte überrascht sein, wie viel einem der Einsatz für Tradition, Gemeinschaft und Glauben zurückgeben kann. Ein solches Amt kann schnell zu einem kleinen aber feinen Baustein werden, der das Fundament des Lebens stärkt und bereichert. Aus eigener Erfahrung weiß ich natürlich, dass das Engagement Arbeit mit sich bringt – wie alle Dinge im Leben, die etwas wert sind. Wer es aber versucht, könnte ganz leicht wie ich nach 33 Jahren zurückblicken und sagen:

Es hat sich gelohnt.

(Bericht von Hr. Alfons Kohler)

Herr Josef Scherer - Steten

Herr Josef Scherer, Stetten

Wie kam es zu Ihrer ersten Kandidatur? Was hat Sie bewogen, für den Kirchengemeinderat zu kandidieren und warum haben Sie sich immer wieder aufstellen lassen?
Pfarrer Dietrich hat mich gefragt, ich war damals Ende 20 und schon 20 Jahre lang Ministrant. Ich habe halt gedacht, ich könne hier was tun und was helfen.
Und es gab immer etwas zu tun und zu helfen. Wir haben zum Beispiel unsere Kirche renoviert und das Pfarrhaus umgebaut.
Wenn du dabei bist, bist du dabei. Und wenn es einem gefällt, macht man gern weiter. 

Was machen Sie besonders gern in Ihrer Arbeit als Kirchengemeinderat?
Die praktischen Sachen. 

Was gefällt Ihnen in Ihrer Kirchengemeinde und warum?
Das Klima im KGR war immer gut, es war immer ein nettes Schaffen, es gab nie große Händel. Wenn man in der Kirchengemeinde etwas gemacht hat, waren die Leute immer da.

Was finden Sie lohnenswert an diesem Ehrenamt?
Dass man wieder ein gutes Werk getan hat, dass man zufrieden ist. Ihrer Ansicht nach: Was hindert Menschen darin, sich für den Kirchengemeinderat aufstellen zu lassen?

Was setzen Sie dem entgegen?
Ich denke, die Angst ist groß, dass man zu sehr eingespannt wird. So schlimm ist es gar nicht, vor allem, wenn man etwas gern macht und Spaß dabei hat.

Was würden Sie denen mit auf den Weg geben, die neu in den Kirchengemeinderat kommen?
Sie sollen sie selber bleiben und tun, wovon sie denken, dass es richtig ist. Und sie sollen keine Angst haben.

(Telefon-Interview - Andrea Wieland)

 

Frau Tony Bailer, Stetten

Ich wurde von einem Kirchengemeinderat gefragt, ob ich mich aufstellen lassen würde. Ich wollte mich aktiv an der Gemeindearbeit beteiligen. In unserem Gremium war und ist immer ein gutes Klima und Miteinander gewesen. Darum habe ich mich immer wieder aufstellen lassen.
Wir haben zusammen einige gute Projekte ins Leben gerufen und einige große Baumaßnahmen gemeistert.
Wichtig ist mir auch, dass das Gemeindeleben lebendig und attraktiv bleibt.
Ich habe mich gerne bei der Organisation von Festen rund ums Kirchenjahr engagiert.
Einem neuen Mitglied im KGR würde ich mit auf den Weg geben, dass die Mitarbeit zeitlich überschaubar ist und viel Freude macht. Man kann neue Kontakte knüpfen und gute Gespräche führen und seine eigenen Ideen und Anregungen einbringen.
Vielen Dank für Ihre Offenheit und ein herzliches Vergelt’s Gott für Ihren langen ehrenamtlichen Einsatz!

(schriftliches Interview -Andrea Wieland)